Der eine ballte die Fäuste und schloss die Augen, der andere fiel ihm in die Arme. Denn nach dem ersten verwandelten Matchball war es Gewissheit: Die neuen Europameister im Doppel kommen aus der Tischtennis Bundesliga (TTBL) und heißen Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT) und Jonathan Groth (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell). Das deutsch-dänische Duo bezwang am späten Sonntagnachmittag die Polen Jakub Dyjas (TTF Liebherr Ochsenhausen) und Daniel Gorak im Finale der Europameisterschaften im ungarischen Budapest mit 4:2 und tritt damit die Nachfolge von Stefan Fegerl (Österreich/Borussia Düsseldorf) und Joao Monteiro (Portugal) an. Die Titelverteidiger hatten Franziska und Groth auf dem Weg ins Finale in der Runde der besten Acht in einem packenden Siebensatzkrimi dabei höchstpersönlich ausgeschaltet.
Neben Silber für den Polen Dyjas gingen gleich drei weitere Medaillen an TTBL-Akteure: Auf dem dritten Platz landeten neben den Schweden Kristian Karlsson (Düsseldorf) und Mattias Karlsson auch die Portugiesen Tiago Apolonia (Saarbrücken) und Joao Geraldo (Grünwettersbach).
Im Herren-Einzel verpasste Simon Gauzy den EM-Titel nur knapp. Ochsenhausens Nummer eins unterlag im französischen Finale seinem Landsmann Emmanuel Lebesson mit 1:4, darf sich jedoch ab sofort Vize-Europameister nennen. Lebesson hingegen, der auf dem Weg ins Finale unter anderem Franziska und Fegerl ausgeschaltet hatte, konnte sein Glück kaum fassen und schlug ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen.
Im Halbfinale hatte Gauzy von der verletzungsbedingten Aufgabe von Timo Boll profitiert, bei dem eine Nackenverletzung wieder aufgebrochen war. "Es ist mir nach meiner 1:0-Führung im zweiten Satz bei 6:6 wieder in den Nacken gefahren, die gleiche Stelle wie bei Olympia", so der sechsfache Europameister. "Die WM Ende Mai 2017 in Düsseldorf ist für mich aber der Saisonhöhepunkt. Drauf bin ich heiß. Da will ich nicht erneut eine längere Pause riskieren." Am Ende stand für Boll nach einem guten Turnier jedoch immerhin die Bronze-Medaille. "Sportlich war ich für nur zwei Wochen Training mit der EM sehr zufrieden. Genaus deshalb will ich jetzt nicht riskieren, schon wieder eine lange Pause machen zu müssen." Die zweite Bronzemedaille ging an Dyjas, der im Halbfinale dem neuen Europameister Lebesson mit 2:4 unterlag, nachdem er in der Runde der besten 32 Titelverteidiger sensationell Dimitrij Ovtcharov bezwungen hatte.
Emmanuel Lebesson (FRA) – Simon Gauzy (FRA) 4:1 (14:12, 9:11, 11:7, 11:3, 11:6)
Doppel
Patrick Franziska/Jonathan Groth (DEN) – Jakub Dyjas/Daniel Gorak (POL) 4:2 (4:11, 11:4, 11:5, 7:11, 11:7, 12:10)
Mixed
Mattias Karlsson/Matilda Ekholm (SWE) – Joao Monteiro/Daniela Dodean Monteiro 3:2 (11:5, 12:10, 5:11, 6:11, 12:14)
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