„Wir brennen darauf“: Filus spricht über Saisonstart und Titelchance-header

„Wir brennen darauf“: Filus spricht über Saisonstart und Titelchance



Mit 10:4 Punkten hat sich der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell vorerst in der Spitzengruppe der Tischtennis Bundesliga (TTBL) festgesetzt und mischt auch im Deutschen Tischtennis-Pokal noch mit. Im Interview spricht Ruwen Filus (33) über den Saisonstart, die mögliche Rückkehr in das Final Four und die Titelchancen seines Teams.

Ruwen Filus

„Wir haben das Selbstvertrauen von Spiel zu Spiel mitgenommen“: Ruwen Filus und der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell sind bislang die Überraschung der Saison. (Foto: Patrick Wichmann)

Fünf Siege aus sieben Spielen in der Tischtennis Bundesliga (TTBL): Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell ist bislang die Überraschung der Saison. Was macht die Mannschaft derzeit so stark?

Der Start ist tatsächlich sehr positiv für uns gelaufen. Vor der Saison wussten wir natürlich, dass wir uns gut verstärkt haben und haben daher die Play-off-Teilnahme als Ziel ausgegeben. Trotzdem war nicht zu erwarten, dass es auf Anhieb so gut funktionieren würde. Aber wir haben das Selbstvertrauen von Spiel zu Spiel mitgenommen und es so geschafft, immer wieder auch die knappen Spiele zu unseren Gunsten zu entscheiden. Das Doppel ist ein echter Knackfaktor geworden.

Sie sprechen Neuzugang Alexandre Cassin an, der voll eingeschlagen ist und bereits unter anderen Darko Jorgic und Wang Xi geschlagen hat. Wie sind bislang Ihre Eindrücke von ihm?

Er ist auf jeden Fall ein sehr, sehr guter Typ. Alexandre gibt immer alles für die Mannschaft und spielt bislang richtig stark auf. Am Tisch ist er sehr schnell, sehr aktiv und will immer so schnell wie möglich den Punkt machen. Außerdem ist er im Doppel eine Bank, mit Fan Bo Meng steht er aktuell bei einer 3:1-Bilanz. Und er macht uns in der Aufstellung unberechenbarer.

Kehrseite der neuen Breite des Kaders ist, dass Sie keine Einsatzgarantie mehr haben und zuletzt auch mal draußen saßen. Wie sieht diesbezüglich die Absprache aus?

Eine konkrete Absprache gibt es nicht. Stattdessen entscheiden wir von Spiel zu Spiel, wer auf welcher Position zum Einsatz komt. Wer passt zu welchem Gegenspieler? Wer ist gut in Form? Zuletzt war Quadri Aruna angeschlagen und saß draußen, inzwischen können wir einen solchen Ausfall zum Glück kompensieren.

Eine der beiden Saisonniederlagen gab es gegen den TTC OE Bad Homburg: ausgerechnet im Hessenderby, ausgerechnet gegen das Tabellen-Schlusslicht. Was hat in diesem Spiel nicht geklappt?

Die Niederlage hat definitiv geschmerzt, wir wollten unbedingt gewinnen. Aber Bad Homburg und vor allem Yuta Tanaka hatten einen super Tag erwischt, es hat einfach alles gepasst für sie. Wir dagegen haben es nicht geschafft, die Chancen zu ergreifen, die sich uns geboten haben. Daher hat Bad Homburg am Ende verdient gewonnen. Dieses Ergebnis zeigt, wie eng die Liga ist und dass man keinen Gegner unterschätzen darf. Wir können es aber auch positiv formulieren: Es ist gut, dass wir gegen Bad Homburg verloren haben und nicht gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Play-offs.

Auch im Deutschen Tischtennis-Pokal mischt der TTC noch mit, in der kommenden Woche geht es im Viertelfinale gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt. Im Falle eines Siegs stünde Ihre Mannschaft erstmals seit 2016 im Final Four. Welchen Stellenwert hätte dieser Sprung?

Ganz klar: Wir brennen darauf, endlich wieder beim Final Four dabei zu sein. In den letzten Jahren hatten wir es schwer im Pokal und auch etwas Pech bei der Auslosung. Dieses Mal passt alles, dank der Setzung gehen wir den ganz großen Brocken im Viertelfinale aus dem Weg. Wir wollen unbedingt das Halbfinale erreichen – mindestens!

Ein Titel fehlt dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell bislang noch, im Pokal ist er nur noch drei Siege entfernt. Ist die Mannschaft schon bereit für den Coup?

Das ist schwer zu sagen. Es müsste wohl schon alles passen. Aber klar ist auch: Wir haben grundsätzlich alle Möglichkeiten und sind in der Lage, gegen jeden Gegner zu bestehen. Wir geben Gas und werden sehen, wofür es am Ende reicht.

Ruwen Filus

Ruwen Filus’ Tipps für die Play-off-Teilnehmer: Düsseldorf, Saarbrücken, Ochsenhausen und Fulda. (Foto: Christian Habel)

Knapp ein Drittel der Saison in der TTBL ist gespielt. Welche Teams sind Ihre Tipps für die vier Play-off-Teilnehmer?

Auf jeden Fall Düsseldorf und Saarbrücken. Dahinter wird es ganz, ganz eng. Ein Team fehlt noch, ...

... wenn Sie den TTC als Teilnehmer voraussetzen, ja, dann fehlt nur noch ein Team.

(lacht) Ich gehe optimistisch an die Dinge heran und sage daher: Ja, uns tippe ich unter die besten vier Mannschaften. Außerdem erwarte ich Ochsenhausen in den Play-offs. Sie haben vorne Simon Gauzy und auch dahinter eine starke truppe. Zudem haben sie durch ihren tollen Saisonstart bereits ein Polster aufgebaut.

Auch international lief es in den vergangenen Monaten gut für Sie. Zuletzt gab es die Goldmedaille bei der Team-EM, und das trotz der Abwesenheit von Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov. Inzwischen drängen im Nationalteam aber auch immer mehr Junge nach vorne: einerseits die Mitt-20er Benedikt Duda und Dang Qiu, andererseits die ganz Jungen wie Kay Stumper und Fan Bo Meng. Wie stark sehen Sie den DTTB in der nächsten Generation aufgestellt?

Benedikt und Dang sind schon lange dabei, trotzdem haben sie noch viel vor sich. Ich denke, wir haben bei der EM gezeigt, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht nur in der Spitze sehr gut aufgestellt ist, sondern auch in der Breite. Persönlich war ich einfach froh, dabei sein zu dürfen – was wohl auch eng geworden wäre, wenn Timo und Dima mitgespielt hätten. Wer von den ganz Jungen eines Tages ganz oben anklopft, muss man abwarten. Ich hoffe, dass die Mannschaft führend in Europa bleibt und den Bruch schafft, wenn Timo, Dima und Patrick Franziska eines Tages aufhören.

Beitragsbild oben: Ruwen Filus (Foto: Johannes Ruppel)